Es gibt Tage, an denen funktionierts ganz gut.
Und dann gibt es Tage, die kannste gleich wieder knicken.
Es gibt Tage, an denen ich auch mental stark genug bin.
Und dann gibt es Tage, an denen ich mich wohl selbst im Stich lasse.
Die Bewältigung des Alltags verläuft nicht immer gleich gut und doch gibt es den einen oder anderen Kniff, der es ermöglicht, auch mit chronischem Brummschädel leistungsfähig zu sein.
Es geht dabei nicht um den Gedanken: «Jetzt muss ich erst recht Bestleistung erbringen.»
Sondern vielmehr um: «Die Situation ist da und ich mobilisiere meine Ressourcen, um sie erfolgreich zu bewältigen.»
Die Schwierigkeit besteht darin, zu wissen, welche Ressourcen du hast oder noch mehr, überhaupt zu erkennen, dass du Fähigkeiten besitzt, mit denen du dich selbst unterstützen kannst.
Ich persönlich brauchte mehrere Jahre um zu erkennen, dass ich mir das Leben selbst schwer mache, wenn ich mich mit meinem Leistungsgedanken noch mehr unter Druck setze und mir damit im blödesten Falle selbst Schmerzen triggere. Aber das ist ein bekanntes Phänomen unter den Migränikern und zart besaiteten Menschen. Damit versuchen sie zu kompensieren und nicht als Weicher dazustehen.
Meines Erachtens nach lohnt es sich, dies als Erstes anzugehen.
Wenn du dir hier eine «gesunde» mentale Strategie aneignest, um Druck abzubauen und Akzeptanz aufzubauen, sind viele weitere Stolpersteine plötzlich nicht mehr so gross, wie sie es einmal waren.
Ein weiteres grosses Problem von chronischen Schmerzbetroffenen ist deren Identifikation mit dem Schmerz.
Das passiert nicht von heute auf morgen aber wenn du da mal drin steckst, hats dich.
Deshalb ist es von grosser Bedeutung, dass du dich weder von aussen noch von dir selbst einreden lässt, den Schmerz als ein Teil deiner Person zu sein.
Hier kannst du mit Distanz viel bewirken. Aber auch das ist nicht einfach und dauert seine Zeit. Ich mache immer mal wieder die Erfahrung darin rumzutapsen.
Wenn du dir aber eine gewisse Achtsamkeit aufbaust, erkennst du deine Denkmuster schneller und kannst einen entsprechenden wertfreien Umgang pflegen. So lässt sich die Distanz mitunter erbauen.
Das sind zwei grosse Herausforderungen und nicht so einfach zu erlernen. Nicht zuletzt weil sie Zeit brauchen.
Viel Zeit.
Dennoch empfiehlt es sich, diese stets im Hinterkopf zu haben und als Begleiter für die weiteren Strategien zu sehen.
Machen wir nun einen Sprung in den Alltag und dessen Situationen.
Ich erzähle dir im Folgenden von meinen Erfahrungen und den damit erlernten Verhaltensmustern, die mich im Alltag unterstützen. Vielleicht kannst du etwas davon für dich mitnehmen oder als Gedankenanstoss verwenden. Kann auch sein, dass du bereits für dich passende Handlungen gefunden hast – das ist natürlich schön!
Persönliches Notfallkit
Mir persönlich hilft es zu wissen, dass ich stets ein «Notfallkit» in meiner Nähe habe. In so ziemlich jeder meiner Handtaschen, im Spind meines Arbeitsortes und an Orten, an denen ich viel anwesend bin, liegen jederzeit meine Notfallmedikamente und Öle bereit.
So weiss ich, dass ich den Schmerzen nicht ausgeliefert bin und habe etwas in der Hand, wenn wichtige Termine durchzustehen sind.
Ein Break bei Konzentrationsschwäche
Wenn die Konzentration einmal Flöte geht, ist es Zeit für einen Cut.
Grundsätzlich hasse ich es, von pendenten Arbeiten davonzulaufen. Ich möchte Pendenzen abschliessen, damit ich mich auf Neues konzentrieren kann. Und noch schlimmer finde ich es, wenn sich Arbeiten in unendliche Längen ziehen, weil ich mich irgendwie durchseuche. Also erlaube ich mir bei Anzeichen von Konzentrationsschwäche aufgrund der Schmerzen einen kurzen Cut und gehe etwas Trinken oder vertrete mir kurz die Beine.
Ausgleich der Reize
In einem Beruf zu arbeiten, der viel Menschenkontakt voraussetzt, ist etwas Tolles aber auch anstrengend. Weitere stetige Reize wie das Telefonklingeln, Radio, Geräusche der Trainingsmaschinen, knallende Türen und helles Licht funken ebenfalls ständig dazwischen.
Das war unter anderem einer der Hauptgründe, weshalb ich mir lange überlegt habe, wirklich in den Beruf der Trainerin umzusteigen. Das Herz siegte dann aber doch.
Diese Reize versuche ich so gut es geht mit sehr viel Ruhemomenten auszugleichen. Ich habe mir abgewöhnt während dem Autofahren Musik zu hören. Somit verschaffe ich mir eine Stunde Ruhe mehr am Tag. Auch dämpfe ich wo immer es geht das Licht.
Mittlerweile schaffe ich es auch immer besser, meine Ruhebedürfnisse einzugestehen und Anfragen für Treffen zum Kaffeeknatsch oder ähnliches abzulehnen.
Routine, die gut tut
Etwas, was mich ganz stark unterstützt, ist meine Morgenroutine. Über die letzten drei Jahre habe ich mir eine strikte Routine angeeignet, die mir richtig gut tut. Dafür fällt ihr zwar mindestens eine Stunde Schlaf zum Opfer. Im Gegenzug gewinne ich an Fürsorgezeit für mich selbst. Nicht nur das, sondern auch ein gewohnter Ablauf, der Sicherheit und einen positiven, entspannten Start in den Tag bietet, sind zwei von einigen Argumenten, die dafür sprechen.
Auch wenn der Schädel brummt, so kann ich die Gefühle und Empfindungen während der Routine als Anker für mühsame Momente im Alltag benutzen.
Während diesen Jahren habe ich gelernt, besser auf meinen Körper zu hören und seine noch so kleinsten Signale zu deuten. Aber auch dieser Lernprozess ist ein stetiger Begleiter des Lebens und lässt mich immer wieder neue Aha-Erlebnisse erkennen.
Den Artikel möchte ich mit einem kleinen Bonus-Kniff abschliessen:
Ja, solche Schmerzen sind mühsam und müssten nicht sein.
Ja, sie rauben extrem viel Energie und Nerven.
Und ja, sie beeinträchtigen deine Lebensqualität, deine Freude und je nach Ausmass auch dein soziales Umfeld.
Aber hey: Diese Schmerzen sind nicht lebensgefährlich und wir, du und ich, können unser Leben eigenständig leben. Wir haben vielleicht an unserer Einstellung und am Umgang mit der Situation zu arbeiten, aber wir sind von keinerlei Personen abhängig, die uns den Löffel an den Mund führt, damit wir Essen können oder die uns von A nach B schiebt. So gesehen bin ich dankbar, dass ich morgens meine Routine ohne fremde Hilfe durchführen darf. Viele andere können das nicht und das schmerzt definitiv!
Perform now, change forever!