Und wie du von deinem Brummer etwas lernen kannst.
Sehr viel sogar.
Zugegeben, gewisse Dinge wären auf einem anderen Weg angenehmer zu lernen. Aber es ist jetzt nun mal so.
Während des Spaziergangs habe ich die Zeit etwas zurück gedreht. Etwa 21 Jahre zurück. Und dann habe ich sie ganz langsam und bewusst wieder nach vorwärts abspielen lassen. Dabei habe ich versucht, die Essentials herauszufiltern und mir im Kopf meine Lehren zusammengestellt. Und so entstand auch die Idee zu diesem Artikel.
Ich möchte dich an meinen Essentials teilhaben lassen und dich dazu ermutigen, den Brummschädel mal für einen Moment nicht als Schmerz, sondern als Lehrmeister anzusehen.
Essential #1 – Dreh einen Gang runter
Schmerzen sind immer ein Alarmsignal, welches dir dein Körper sendet. Dein Körper ist also mit irgendetwas nicht zufrieden oder er befürchtet sich in Gefahr. Innere Anspannungen führen zu muskulären Spannungen und Gefässverengungen. Das wiederum kann zu Kopfschmerzen führen. Ständiges Nachdenken, Grübeln, zu viel miteinander machen, sich zu viel aufhalsen, erzeugen diese innere Anspannung. Im Kontext mit dem gesendeten Alarmsignal könnte das heissen, dass du einfach mal einen Gang runter schalten solltest. Ich musste lernen – nein stopp – ich bin immer noch dabei, es zu lernen – dieses Signal zu deuten und an gewissen Dingen loszulassen, die jetzt gerade in dem Moment keine Priorität haben oder einfach keinen Platz mehr in meinem Leben einnehmen sollten.
Essential #2 – Sei nicht so kopfig
Eigentlich hängt dieser Essential eng mit dem oben genannten zusammen. Ich empfinde ihn als zu wichtig, um ihn nicht separat zu erwähnen.
Wir Menschen sind extrem kopflastig. Über alles und jeden und sämtliche Situationen denken wir unendlich viel nach. Das ist verdammt anstrengend. Anstrengung ist Stress für den Körper und Stress zeigt sich in vielen Reaktionen wieder. So auch in Brummschädeln. Mein Brummschädel erinnert mich immer wieder daran, nicht so kopfig zu sein. Im Gleichen könnte ich auch daraus interpretieren, es einfach mal zu tun, zu beobachten was dabei herauskommt und dann das Fazit ziehen.
Essential #3 – Spannende Fakten
Ich beobachte immer wieder, dass Menschen, die eine Krankheit mit sich tragen, kleine Experten in ihrer eigenen Krankheit sind. Sie wissen Dinge über das Leiden, die ein Laie nicht einmal erahnt. Sie recherchieren, forschen, fragen, erkundigen und behalten sich all diese Informationen. Vielleicht geht es dir auch so? Bei mir ist das der Fall. Ich weiss Dinge über Kopfschmerzen und Migräne, die ich niemals erfahren hätte, wenn der Brummer nicht da wäre. Und das sind spannende Fakten.
Essential #4 – Augenmerk auf Umgebungsbedingungen
Schmerzen sind immer aus einem ganzheitlichen Aspekt zu betrachten. Sowohl biologische als auch psychologische und soziale Faktoren fliessen ineinander einher. Sie stehen in einer Wechselwirkung zueinander. So lerne ich, mich nicht der Umgebung anzupassen, sondern die Umgebung auf mich, meine Bedürfnisse und meiner Gesundheit auszurichten. Mit Umgebung meine ich nicht nur das Geographische sondern auch das soziale Umfeld, der Arbeitsort (Arbeitsbedingungen), die Freizeitgestaltung etc. Wenn eine Umgebungsbedingung nicht passt, dann wird sie passend gemacht. Dieses Essential habe ich sehr spät realisiert und entsprechend ist dies ein langer Prozess. Und klar kann nicht alles gebogen und gebrochen werden, aber mein Brummer erinnert mich immer mal wieder daran, dass ich mein Leben selber zu leben habe und nicht die anderen.
Essential #5 – Eigenverantwortung
Last but not least wohl eine der wichtigsten Essentials: Die Eigenverantwortung. Für dein Tun aber auch Nichttun und Nichtstun bist du stets selber verantwortlich. Du kannst mit deinen Schmerzen zum Arzt oder Therapeuten gehen mit der Erwartung, dass er dich heilt. Aber du wirst böse aufs Maul fallen. Der Arzt/Therapeut wird dich nicht heilen. Er wird dir lediglich Ressourcen dafür verschaffen oder diese in dir aktivieren, die du schlussendlich selbst einsetzen musst. Früher habe ich gerne andere für mich verantworten lassen. Das lasse ich heute nicht mehr zu. Ich habe gelernt, klare Grenzen zwischen den Mitmenschen und meinem Brummschädel zu setzen – sie können gar keine Verantwortung dafür übernehmen, weil die Entscheidungen und deren verknüpfte Handlungen allein in meiner Macht stehen.
In einer Akutphase überdeckt ein dicker Schleier geprägt von Schmerzen deinen Verstand und knallt dir sämtliche Türen der Erkenntnis vor der Nase zu. Und doch lohnt es sich immer wieder, bewältigte Situationen reflektiv zu überdenken und Schlüsse daraus zu ziehen, die dich durch plötzlich geöffnete Türen durchschreiten lassen.
Perform now, change forever!